Was sind die Aufgaben der Wirtschaftspolitik?

Zuletzt aktualisiert: 26.04.2023

Welche Aufgaben die Wirtschaftspolitik hat, hängt insbesondere davon ab, um welches Wirtschaftssystem es sich handelt. Wir unterscheiden daher einzelne Marktsysteme.

Wie ist die (reine) Marktwirtschaft?

Entscheidungen durch einzelne Wirtschaftssubjekte, Politik setzt (im Idealfall) optimale Rahmenbedingungen. Märkte verteilen Ressourcen und Output.

Der Staat verantwortet (kaum) die soziale Absicherungen seiner Bürger, er hat eine Nachtwächterrolle inne, nur Ordnungspolitik wird betrieben.

Was ist die keynesianische Marktwirtschaft?

Gerechtigkeit und Umverteilung sind nebensächlich. Eigenverantwortlichkeit steht im Mittelpunkt.

Instabilitäten des Systems sollen jedoch vermieden bzw. abgebaut werden (Stabilisierungspolitik).

Idee der Stabilisierung geht auf John Maynard Keynes zurück.

Was ist die soziale Marktwirtschaft?

Marktwirtschaft mit sozialem Ausgleich zwischen schwächeren und stärkeren Gesellschafts-mitgliedern bei Marktfreiheit.

Der Staat bietet eine gewisse soziale Sicherung.

Unterschiedlich starke Ausprägungen (Schweden, BRD, …)

Was ist die korporativistische Marktwirtschaft?

Marktwirtschaft, die intensive Mitbestimmung der Bevölkerung und der Arbeiter (betriebliche Mitbestimmung) beinhaltet.

Typisch bei einer intensiven Lenkung der Märkte.

Was ist Planwirtschaft (Zentralverwaltung)?

Planerische Instanz legt sämtliche Transaktionen fest, verteilt Ressourcen und Output an Bürger auf der Basis des Zentralplans.

Der Staat ist allmächtiger Gestalter und Planer (Sozialismus, Kommunismus)

Was sind die Ziele der Wirtschaftspolitik?

Bei den Zielen der Wirtschaftspolitik können wir auf das Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft vom 08.06.1967 (Stabilitätsgesetz) zurückgreifen. Im Gegensatz zu den Zielen, die sich aus den bereits beschriebenen Aufgaben einzelner Wirtschaftssysteme ableiten, handelt es sich hierbei um konkrete Zielvorstellungen. Wir notieren §1:

Bund und Länder haben bei ihren wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen die Erfordernisse des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts zu beachten. Die Maßnahmen sind so zu treffen, dass sie im Rahmen der marktwirtschaftlichen Ordnung gleichzeitig zur Stabilität des Preisniveaus, zu einem hohen Beschäftigungsstand und außenwirtschaftlichem Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem Wirtschaftswachstum beitragen.

Ziele der Wirtschaftspolitik

Was beinhaltet das Ziel des hohen Beschäftigungsstand?

Was ist Arbeitslosigkeit?

Die Messung der Arbeitslosenrate kann durch die Formel U = 1 – (AN)/A erfolgen. Dabei bezeichnet A die Anzahl der Erwerbspersonen und N die Zahl der registrierten Arbeitslosen. Die Arbeitslosenrate stellt nur einen Teil der Arbeitslosigkeit (also unfreiwillige Arbeitslosigkeit) dar.

Beispiel: von 50 Mio. Erwerbspersonen sind 12 Mio. arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote liegt dann bei 1 – (50-12)/50 = 0,24 = 24%.

Unberücksichtigt in der Arbeitslosenquote bleiben:

  1. Nicht gemeldete Arbeitslose.
  2. Solche die unfähig zur Arbeit (krankheitsbedingt) sind.
  3. verdeckte (z.B. die durch staatliche Subventionen verhinderte) Arbeitslosigkeit.
  4. häufig auch Kurzarbeit.

Problematisch ist auch, dass aufgrund der unterschiedlichen Messungsformen die internationale Vergleichbarkeit nur bedingt gegeben ist.

Welche Arten der Arbeitslosigkeit gibt es?

Man unterscheidet folgende Formen der Arbeitslosigkeit:

Freiwillige Arbeitslosigkeit: Die Arbeitsanbieter sind nicht bereit, zum in ihrer Branche gegebenen Lohnsatz zu arbeiten.

Unfreiwillige Arbeitslosigkeit: Diese kann konjunkturell bedingt sein oder sich auf die natürliche Arbeitslosigkeit erstrecken.

  • Natürliche Arbeitslosigkeit ist entweder friktionell oder strukturell:
    • Friktionelle Arbeitslosigkeit als erste Art der natürlichen Arbeitslosigkeit bezeichnet die Arbeitslosigkeit im Zeitraum zwischen dem Ende des alten und der Aufnahme des neuen Arbeitsverhältnisses. Es liegt mithin ein Koordinierungsproblem vor. Man nennt dies auch Matchingproblem, weil passende Anbieter und Nachfrager von Arbeit nicht voneinander wissen. Sie ist von meist nicht lange anhaltend, bis sich passende Arbeitsanbieter und Nachfrager finden.
    • Die strukturelle Arbeitslosigkeit, die ebenfalls zur natürlichen Arbeitslosigkeit zählt, hat ihre Ursache in der generellen Unterschiedlichkeit von Arbeitsangebot und -nachfrage. Unternehmen benötigen etwa hochqualifizierte Mitarbeiter, finden jedoch nur schlecht ausgebildete Bewerber. Gründe für die strukturelle Arbeitslosigkeit liegen im etwa Strukturwandel, also dem Wegfall von Branchen(teilen) (wer braucht noch Lexikaverkäufer?) oder der zu geringen Qualifizierung der Bewerber.
  • Die konjunkturelle Arbeitslosigkeit ist an den Konjunkturzyklus gekoppelt und entsprechend abhängig von der gesamtwirtschaftlichen Situation eines Landes oder sogar der ganzen Welt. So gibt es in Phasen des Aufschwungs weniger Arbeitslosigkeit und umgekehrt eine höhere Arbeitslosigkeit in der Rezession.

Die letzten beiden Arten der Arbeitslosigkeit werden als makroökonomisches Problem betrachtet. 

Welche Kosten zieht die Arbeitslosigkeit nach sich?

Arbeitslosigkeit ist ein ökonomisches und gesellschaftliches Problem. Dadurch dass der Produktionsfaktor Arbeit nicht in dem Maße eingesetzt wird wie es eigentlich möglich wäre, ergibt sich ein ineffizientes Bild, welches mit gesellschaftlichen Kosten verbunden ist.

Die größten ökonomischen Kosten für eine Gesellschaft bestehen in der Unterauslastung des Produktionsfaktors Arbeit. Diese Outputverringerung (Produktionsverlust), welche aus der unvollständigen Nutzung des Faktors Arbeit resultiert, ist nur schwer schätzbar. So besagt das Okun ́s Gesetz etwa, dass jeder zusätzliche Prozentpunkt an Arbeitslosigkeit über der natürlichen Arbeitslosigkeit zwei Prozent Rückgang des BIPs zur Folge hat. Allerdings ist diese Schätzung durch neuere empirische Messungen sogar übertroffen worden.

Auch die Umverteilungskosten sind bemerkenswert. Arbeitslosigkeit bedeutet auch, dass das Volkseinkommen und das Vermögen innerhalb einer Gesellschaft umverteilt werden, da nicht jeder ihre Auswirkungen in gleichem Maße spürt. So sind Dauerarbeitslose deutlich schwerer davon betroffen als nur kurzzeitig Arbeitslose.

Ein weiteres Problem betrifft den Staat, der Abgaben- und Steuerausfälle etwa durch zu geringe Lohnsteuereinkünfte und erhöhte Ausgaben für den Sozialhaushalt zu verkraften hat.

Die nicht-ökonomische Kosten betreffen die Arbeitslosen sehr individuell. Meist äußern sie sich in einem Prestigeverlust und einer Reduzierung des Selbstwertgefühls. Der soziale Frieden und die soziale Stabilität werden durch eine hohe Arbeitslosigkeit gefährdet, eine hohe Arbeitslosenrate lässt die Kriminalitätsrate, die Scheidungsrate und sogar die Selbstmordrate steigen.

Welche Ursachen hat die Arbeitslosigkeit?

Wir nennen zwei verschiedene Ansätze, die zu klären versuchen, ob denn Arbeitslosigkeit als makroökonomisches Problem ist.

Was beinhaltet der Erklärungsansatz der Neuen Klassischen Makroökonomik?

Arbeitslosigkeit ist kein makroökonomisches Problem, sondern nur „scheinbar“ problematisch.

Innerhalb dieses Ansatzes geht man von stetiger Räumung der Märkte aus („Walrasianischer Markt“) und vollständige Preisflexibilität wird ebenfalls angenommen. Ungleichgewichte können dann gar nicht erst entstehen.

Arbeitslosigkeit liegt dann entweder an staatlichen Einwirkungen, die die Lohn- und Preisflexibilität behindern oder die Arbeitslosigkeit ist freiwillig. Liegt der Reallohn unter dem Normalniveau, so entsteht freiwillige Arbeitslosigkeit. Auch bei diesem Ansatz kommt es zu Schwankungen in der Beschäftigung (also der Auslastung des Faktors Arbeit), die allerdings keine staatlichen Eingriffe notwendig machen.

Als Beispiel dient die Theorie realer Konjunkturzyklen (Real Business Cycle) von Kydland/Prescott (1982) und Long/Plosser (1983).

Annahmen: vollkommene Preisflexibilität, hohe Elastizität des Arbeitsangebots, rationale Erwartungen und stetige Räumung der Märkte sowie nicht endlicher Planungshorizont.

Ein repräsentativer Haushalt bietet nur einen Teil seiner verfügbaren Zeit wird auf dem Arbeitsmarkt an. Je höher der Lohn, desto mehr Arbeit wird angeboten. Ein repräsentatives Unternehmen frage diese Arbeit nach und produziert bei vollkommener Konkurrenz ein homogenes Gut.

Kommt es nun zu Technologieschocks (welche auf die Produktionsmöglichkeiten des Unternehmens wirken) oder Präferenzschocks (wirken auf das Konsumverhalten), so sind Konjunktur- und Beschäftigungsschwankungen die Folge. Daraufhin werden die Haushalte bei relativ hohen Löhnen ihr Arbeitsangebot ausweiten bzw. reduzieren, falls es sich um fallende Löhne handelt.

Es gibt damit keinen wirtschaftspolitischen Handlungsbedarf, denn die Schwankungen in der Produktionsmenge und der Beschäftigung

sind freiwilliger Arbeitslosigkeit zuzurechnen.

Das Modell wird kritisch gesehen. Vor allem in der Weltwirtschaftskrise wären dann die Arbeiter wohl massenhaft „in einen langen Urlaub“ gegangen, so Paul Krugman.

Was beinhaltet der Erklärungsansatz der Neuen Keynesianischen Makroökonomik?

Demnach ist Arbeitslosigkeit ein Unterbeschäftigungsgleichgewicht, allerdings ist dieses Gleichgewicht entweder nicht eindeutig (es existieren mehrere mögliche Gleichgewichte) oder Gleichgewicht ist ineffizient aus gesellschaftlicher Sicht.

Wir differenzieren die folgenden Konzepte:

  • Hysteresis-Ansatz
  • die Suchtheorie
  • die strukturellen Theorie der Arbeitslosigkeit, hier die Effizienzlohntheorie und die Theorie impliziter Kontrakte

Hysteresis-Ansatz

Hysteresis steht für einen physikalisch angelehnten Begriff und ist in dynamischen Systemen vorzufinden. Es umschreibt das Phänomen des Fortbestehens einer Wirkung, nachdem die verursachende Kraft verschwindet. Der Ausdruck geht auf Sir James Alfred Ewing zurück, der feststellte, dass die Magnetisierung eines Ferromagneten bestehen bleibt, selbst wenn die Wirkung des verursachenden Magnetfeldes nicht mehr existiert.

Eine Erhöhung der konjunkturellen Arbeitslosigkeit wegen eines Schocks kann auch langfristige Folgen haben. Die natürliche Arbeitslosenrate* wird nicht wieder zur ursprünglichen Höhe zurückkehren, wenn der Schock nicht mehr fortbesteht. Stattdessen liegt die Arbeitslosigkeit über der natürlichen Arbeitslosenrate. Jede vorübergehende Störung kann auch dauerhafte Effekte haben.

Begründungen: 

  1. Sachkapitalbildung: Temporärer Schock reduziere die Arbeitsnachfrage, weshalb der Kapitalstock nicht ausgelastet ist. In der Folge wird deinvestiert (d.h. K sinkt). YN(N,K) sinkt wegen YNK>0. Dann ist jedoch W/P> YN . Falls der Nominallohn W konstant bleibt (also nach dem Schock nicht sinkt), muß die Grenzproduktivität der Arbeit YN steigen, damit wird die Beschäftigung N weiter sinken wegen YNN<0. Es wird also zu einer höheren Arbeitslosigkeit kommen.
  2. Regelmäßig ist die Grenzproduktivität neu eingestellter Arbeiter wegen der fehlenden Routine niedriger als ihre langfristige Grenzproduktivität. Gibts ein einheitliches Lohnniveau zwischen neuen Mitarbeitern und Bestandsmitarbeitern, wird die Einstellung von Arbeitslosen erschwert. Durch einen Schock sinkt die Beschäftigung; danach greifen Unternehmen lieber auf Überstunden oder Leiharbeit zurück, als dass sie neue Mitarbeiter einstellen.

Such-Theorie:

Erklärt natürliche Arbeitslosenrate und insbesondere die friktionelle Arbeitslosigkeit:

Arbeitsplatzsuche/Arbeitersuche verursacht Kosten und erfolgt unter unvollständiger Information. Ein Arbeitssuchender nimmt nicht sofort jedes Stellenangebot an, da er hofft, bei einem anderen Stellenangebot einen höheren Lohn zu erzielen. Dabei unterstellt man heterogene Arbeitsplätze bei Tätigkeit und Lohn.

Genauso wird ein Unternehmen nicht den erstbesten Arbeiter einstellen, da es hofft, einen Arbeiter mit besseren Qualifikationen einstellen zu können.

Die Wahrscheinlichkeit einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden, steigt mit der Anzahl der offenen Stellen. Die Wahrscheinlichkeit einen geeigneten Arbeitssuchenden zu finden, steigt mit der Anzahl der Suchenden.

Im Gleichgewicht herrscht nun Arbeitslosigkeit, weil es gleichzeitig offene Stellen und Arbeitssuchende gibt. Deren Höhe hängt von folgenden Faktoren ab: 

  • geforderter Lohn des Arbeitssuchenden.
  • den geforderten Mindestqualifikationen durch die Unternehmen.
  • Suchintensität von beiden Seiten. 

Strukturelle Theorie der Arbeitslosigkeit:

Durch Verzerrungen des Arbeitsangebotes oder der Arbeitsnachfrage kommt es zu einem nicht markträumenden, über dem Wettbewerbslohn liegenden Lohn. Daher existiert eine sozial ineffizient hohe, natürliche Arbeitslosenrate, die höher ist als im markträumenden Gleichgewicht. 

Ursächlich hierfür können sein: 

  • Staatliche Regulierungen
  • Das Verhalten der Wirtschaftssubjekte, die aus rationalen Gesichtspunkten heraus entscheiden.

1.) Effizienzlohntheorie
Danach haben die Unternehmen ein Interesse, einen höheren, nicht markträumenden Lohn zu zahlen, d.h. die Verzerrung hat auf der Arbeitsnachfrageseite ihren Ursprung.
Denn Unternehmen gehen davon aus, dass die Produktivität eines Arbeiters u.a. von seinem Arbeitseinsatz abhängt und dass Unternehmen den Arbeitseinsatz mit Hilfe der Lohnhöhe beeinflussen kann.

Deshalb kann es im Interesse des Unternehmens (Gewinnmaximierung) sein, einen höheren Lohn als den Wettbewerbslohn zu zahlen und es wird keinen Arbeiter einstellen, der bereit ist, für einen geringeren Lohn zu arbeiten. Unfreiwillige Arbeitslosigkeit resultiert, da statt 2 „günstigen“ nur ein „teurer“ Arbeiter eingesetzt wird.

2.) Theorie impliziter Kontrakte:

Erklärt die Lohnunbeweglichkeit durch die Präferenzen der Arbeitsanbieter. Ein Arbeiter scheut das Risiko und zieht deshalb eine Stelle mit niedrigerem, aber stetigem Lohn einer Stelle vor, deren Entlohnung starken Schwankungen unterworfen ist. 

Diesen Lohn-Abschlag kann man sich als Risikoprämie für stabilere Löhne vorstellen. Somit ergeben sich starre  Löhne, was wiederum Beschäftigungsanpassungen in Boom- und Rezessionszeiten hervorruft. (P sinkt => W/P steigt => da W konstant sein soll, muss YN steigen => N sinkt) 

Implizite Kontrakte: Vereinbarungen zwischen den Arbeitnehmern und -gebern stillschweigend getroffen. Trotzdem sind diese Vereinbarungen für beide Parteien rational, durch sie können nämlich Such-, Informations- und Fluktuationskosten vermieden werden.
Dennoch verhindern sie die Lohnflexibilität, so dass auf Schocks mit Arbeitslosigkeit (Beschäftigungsänderung, da W konstant) reagiert wird. 

3.) Insider-Outsider-Theorie 

Es bestehen unterschiedlichen Interessen der Arbeitslosen (Outsider) und der Beschäftigten (Insider). 

Insider möchten für sich einen möglichst hohen Lohn für sich rausschlagen, wogegen die Outsider versuchen durch geringere Lohnforderungen eine Anstellung zu erreichen.


Nimmt man nun an, dass die Insider die Möglichkeit haben, dies zu verhindern, dann bleiben die Outsider arbeitslos und die Insider können einen nicht markträumenden Lohn (über dem Gleichgewichtslohn liegend) erzielen: 

Würde W sinken, könnte N steigen: W/P < YN(N,K) 

Diese Macht der Insider folgt aus: 

  • Fluktuationskosten, (teuere Insider gegen billigere Outsider).
  • Kooperationszurückhaltung oder gar Verweigerung der Insider mit neuen Outsidern.
  • Die Produktivität der neueingestellten Outsider ist wenigstens anfangs niedriger als die der Insider. 

4.) Theorie des Gewerkschaftsverhaltens 

Bei dieser Theorie steht die Existenz von Gewerkschaften im Vordergrund. Diese haben in vielen Wirtschaftsnationen einen großen Einfluss auf die Lohnbildung wegen ihrer durchorganisierten Struktur. Außerdem gilt Lohnkoppelung für nicht gewerkschaftlich organisierte Arbeiter an die gewerkschaftlich vereinbarten Löhne. 

Theorie der Monopolgewerkschaften: 

Nimmt man an, dass die Gewerkschaft zunächst allein die Lohnhöhe bestimmt, so wird mit steigendem Nominallohn W die Arbeitsnachfrage sinken.

Die Gewerkschaften versuchen sowohl ein hohen Lohn, als auch einen hohen Beschäftigungsstand zu erreichen. Dies schaffen sie, indem sie einen höheren Lohn als den markträumenden festsetzen, jedoch nicht so hoch, dass die Beschäftigung zu niedrig wird.

Konsequenz: auch hier entsteht ein Lohn, der über dem markträumenden Lohn liegt, Arbeitslosigkeit im Gleichgewicht resultiert.

Welche Gegenmaßnahmen gegen Arbeitslosigkeit sind möglich?

1.) Beschäftigungs- und Konjunkturpolitik:

Sie dient der Bekämpfung der konjunkturellen Arbeitslosigkeit. Der Staat versucht das Nachfragedefizit, das für die Unterbeschäftigung verantwortlich ist, auszugleichen (= antizyklische Politik). Um Effekte von Hysteresis zu verhindern ist diese Form der Wirtschaftspolitik besonders wichtig, da kurzfristige Schocks langfristige Wirkungen haben können.

Geldpolitik: Versuch der Nachfragesteigerung durch Steigerung der Geldmenge M.

Staat kauft am Wertpapiermarkt ein, dadurch sinkt Zins i. Investitionen I(i) steigen, weshalb die Nachfrage am Gütermarkt steigt und entsprechend das Preisniveau. Dadurch sinkt der Reallohn, die Beschäftigung steigt.

Fiskalpolitik: Entweder sinken die Steuern oder die Staatsausgaben steigen.

Die Nachfrage am Gütermarkt steigt und entsprechend das Preisniveau. Dadurch sinkt der Reallohn, die Beschäftigung steigt.

Problem: Die Maßnahmen können auch erst verzögernd ihre Wirksamkeit entfalten und „nicht sofort“. Eventuell ist dann schon wieder eine Boomphase angebrochen, eine Überhitzung wäre die Folge.

2.) Strukturpolitik:

Sie dient der Bekämpfung der natürlichen Arbeitslosigkeit.

Friktionelle Arbeitslosigkeit soll durch Informations-, Beratungs- oder Vermittlungsstellen verringert werden.

Strukturelle Arbeitslosigkeit ist meist ein langfristiges, und erhebliches Problem. Wir unterscheiden bei der Arbeitsmarktpolitik:


Arbeitsmarktpolitik im engeren Sinne: Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Arbeitsförderungsmaßnahmen wie
1.) Optimierung der Transparenz auf dem Arbeitsmarkt durch bessere Beratung und Vermittlung
2.) Optimierung der räumlichen und beruflichen Mobilität durch steuerliche Förderung (Kilometerpauschale und Weiterbildungen).
3.) Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Erhalt von Arbeitsplätzen durch Kurzarbeit und Leiharbeit.

Arbeitsmarktpolitik im weiteren Sinne: 
–  Steuer-& Abgabenentlastung der Arbeit
–  Reform der institutionellen Rahmenbedingungen: strengere Befristungen bei Sozialleistungen, Abbau von Mindestlöhnen

3.) Wachstumspolitik:
Konjunkturpolitik will den Trend glätten, Wachstumspolitik will den Trend selbst positiv beeinflussen.
Man denke an

1.) Förderung neuer Technologien und Zukunftsbranchen, was mit der Schaffung neuer Märkte und einer Produktivitätssteigerung einher geht.

2.) Förderung von Anreizen für inländische und ausländische Investoren, indem die Standortbedingungen optimiert werden. In der Infrastruktur soll Rechtssicherheit herrschen, die Lohnnebenkosten sollen sinken, Steuererleichterungen und der Ausbau von Verkehrs- und Kommunikationsstrukturen sind Ziele.

3.) Erhöhung des allgemeinen Bildungsniveaus, um eine verbesserte Anpassung an Strukturänderungen zu ermöglichen. Damit soll die Arbeitsproduktivität steigen.

Was beinhaltet die Stabilität des Preissystems?

Welche Kosten zieht die Inflation nach sich?

Betrachtet man die neoklassische Gleichgewichtstheorie, ist Inflation eigentlich kein wesentliches Problem, denn Geld spielt hier keine „aktive“ Rolle (Stichwort: Neutralität des Geldes – perfekt funktionierende, stets geräumte Märkte). Die Hauptfunktion des Geldes ist  es, Rechenmittel zu sein, eine Wirkung auf den Gütermarkt oder Arbeitsmarkt wird abgestritten!

Gehen wir jedoch nachfolgend davon aus, dass Geld auch Tauschmittel und Wertaufbewahrungsmittel ist. Wir unterscheiden, ob die Wirtschaftssubjekte die Inflation in der Höhe und dem Zeitpunkt richtig oder falsch vorhersehen.

Kosten einer richtig antizipierten (vorhergesehenen) Inflation:

  • Allokationskosten:
    1.) Herrscht Unsicherheit über die Inflation, werden Haushalte und Unternehmen sich zurückhalten, langfristig zu investieren.

    2.) Der Aussagegehalt des Preisniveaus verschlechtert sich, wenn es schwieriger wird, relative Preisänderungen von gesamtwirtschaftlichen Preisniveauänderungen zu unterscheiden. (Der Preis für ein Produkt steigt, ist das Inflation?)

    3.) Die tendenziell vorsichtigen Wirtschaftssubjekte werden sich bemühen, Inflation besser vorhersagen zu können und werden dafür Mittel aufwenden. So werden sie etwa zusätzliche Risikoprämien für langfristige Finanzverträge wie Anleihen verlangen.

Kosten einer nicht richtig antizipierten (vorhergesehenen) Inflation:

  • Schuhsohlen-Kosten: Nominal ergibt sich aus der Geldhaltung kein Ertrag. Bei Inflation sinkt dann der Ertrag um den Inflationswert (etwa um 2% je Jahr).
    Bei einer antizipierten Inflation steigt der Nominalzins, deshalb versuchen die Haushalte ihre Portfolios so zu verändern, dass sie die Geldhaltung reduzieren, so dass sich die reale Ertragslage verringert nicht oder geringer ändert. Diese Anstrengungen und Transaktionskosten sind mittlerweile (dank moderner Kommunikation) eher bedeutungslos.
  • Menu costs: Die häufigen Preisänderungen verursachen Preis- und Lohnanpassungskosten (Verhandlungskosten, Preisauszeichnungskosten ).
  • Steuerliche Verzerrungseffekte: Die nominalwertausgerichtete Steuerbelastung steigt durch Inflation, obwohl die reale Bemessungsgrundlage konstant bleibt (z.b. 19% MWST auf erhöhten Kaufpreis, obwohl „Wert“ des Gegenstandes eigentlich unverändert ist). Durch die Besteuerung von Scheingewinnen kommt es zu Substanzreduzierungen und längerfristig zur Reduzierung des Kapitalstocks. Scheingewinne nennt man die Differenz zwischen den gestiegenen Wiederbeschaffungs- und den Anschaffungskosten.

Welche Ursachen hat Inflation?

Unmittelbar entsteht eine dauerhafte Inflation durch eine stetige Vergrößerung der Geldmenge durch die Zentralbank. Aber nicht nur  das Verhalten der Zentralbank oder Regierung kann dafür verantwortlich sein.
Die wesentlichen Ursachen einer Inflation können nämlich in strukturellen oder verteilungspolitischen Problemen liegen. Sie sind zwar dann kein unmittelbarer Inflationsförderer, jedoch können durch sie die Zentralbanken gezwungen sehen, zwischen Inflation oder einem anderen ökonomischen Problem zu wählen, etwa zwischen Arbeitslosigkeit und Inflation. Wir nennen zwei Gründe für Inflation.

1.) Seignioragefinanzierung: 

Typischerweise findet man in Entwicklungsländern den Umstand, dass Regierungen sich zumindest teilweise aus der Geldproduktion refinanzieren. Seigniorage ist ein gewisser Teil der Staatseinnahmen, den die Regierung aus der Geldproduktion erhält. Er steht für den Realwert der Geldmittel, die neu gedruckt werden. Man kann vereinfacht auch sagen, dass es sich um den Gewinn der Zentralbank aus der Geldausgabe handelt.

Benötigen die Haushalte und Unternehmen also mehr Geld (aufgrund der gestiegenen Inflation), so steigt der Ertrag der Zentralbank an.

Beispiel: Benötigt im Jahr 2019 ein Wirtschaftssubjekt 1000€ für den Kauf eines Gegenstandes und steigt nun der Preis in 2020 auf 1100€, so kann die Zentralbank für die zusätzlichen 100€ eine Gebühr verlangen. Dabei handelt es sich dann um eine Einnahme der Zentralbank.

Vorteilhaft daran ist, dass weder die Steuern noch die Schulden steigen und zudem die Zinslast des Staates sinkt (da der Zins sinkt, wenn die Geldmenge M steigt).

2.) Marktversagen: 

Weiterhin denken wir an die Ineffizienz von Marktgleichgewichten: Das Gleichgewicht auf den privaten Märkten ist nicht wohlfahrtsoptimal, also will ein am Gemeinwohl interessierter Staat diese Ineffizienz abbauen, um die gesellschaftliche Wohlfahrt zu steigern. Wird dies durch eine Steigerung der Güternachfrage versucht, kann es zu Inflationsdruck führen.

Der Staat kann versuchen, eine zu hohe Arbeitslosigkeit mit Inflation abzubauen, was von der gesamtwirtschaftlichen Angebotssituation und dem Verhalten der Lohnsetzer abhängt. 

Steigen die Staatsausgaben, so steigt die Güternachfrage. Damit wird am Gütermarkt eine Überschussnachfrage resultieren, das Preisniveau steigt an. Da nun der Reallohn sinkt, wird die Beschäftigung steigen, weil die Kosten für Arbeit zurückgegangen sind.

Worauf könnte eine solche Ineffizienz eines Marktgleichgewichts beruhen? 

Am Arbeitsmarkt kann selbst in einem Vollbeschäftigungsgleichgewicht eine unerwünschte Arbeitslosigkeit bestehen bleiben. Dies kann auch an der Besteuerung der Arbeit liegen. Im Falle der Arbeitslosigkeit verliert der Arbeitnehmer lediglich seinen Nettolohn, die Gesellschaft hingegen auch die Steuerzahlungen. Für den Arbeitnehmer besteht im Vollbeschäftigungsgleichgewicht kein Anreiz, noch mehr Arbeit anzubieten, da sein Vorteil aus seinen Steuerzahlungen für ihn selbst marginal gering ist. Nur bei kollektivem Mehrangebot lohnt es sich für den einzelnen Arbeitnehmer.

Welche Gegenmaßnahmen gegen Inflation sind möglich?

1.) Verhinderung oder Verringerung von Nachfrageinflation: 

Preisstopp (staatliches Verbot von Preiserhöhungen) bei Nachfrageinflation, bekämpft Symptome, schaltet zentralen Marktmechanismus, den Preismechanismus aus. 

Antizyklische Fiskalpolitik dient der Ursachenbekämpfung. Ausgleichen einer möglichen privaten Übernachfrage durch die Verringerung der der staatlichen Nachfrage.

Antizyklische Geldpolitik dient der Ursachenbekämpfung. Durch eine restriktive Geldpolitik (M sinkt) in der Überhitzungsphase wird die Wertpapierzahl erhöht. Der Zins steigt, die Investitionen I(i) sinken. Allerdings können Wirkungsverzögerungen (in der Überhitzungsphase) eine darauf folgende Rezession verschärfen oder verlängern.

2.) Strukturelle Maßnahmen:

Unabhängigkeit der Notenbank in Form von Weisungsunabhängigkeit (institutionelle Unabhängigkeit), personeller Unabhängigkeit und Unabhängigkeit in der Zielfestlegung (funktionelle Unabhängigkeit).

Abbau von Marktineffizienzen und Vermeidung von Seignioragefinanzierung, insbesondere durch gesellschaftliche Effizienzsteigerungen.

Vermeidung und Abbau von Indexierung (gesetzlich oder vertraglich abgesicherte Vereinbarung, die Zahlungsverpflichtungen, die in nominellen Geldgrößen fixiert wurden, an die Entwicklung eines Indexes (meist Preisindex Lebenshaltungskosten) zu koppeln.)

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