Warum wird Produktionscontrolling eingesetzt?
Inhaltsverzeichnis
Das Produktionscontrolling soll primär die Wirtschaftlichkeit des Produktionsprozesses sicherstellen und richtet sein Hauptaugenmerk auf Verbesserung und Erhalt des Unternehmenserfolgs. Es koordiniert dezentralisierte und differenzierte produktionswirtschaftliche Entscheidungen.
Die Kennzahlen des Produktionscontrollings basieren auf unterschiedlichen Perspektiven. Hierzu zählen die Dokumentation des Ressourcenverzehrs, die Ergebnisbetrachtung im Leistungserstellungsprozess sowie die In- und Output-Erfassung. Dabei steht immer die Berücksichtigung der Wechselbeziehungen der Leistungserstellungsprozesse im Vordergrund. Durch diese Aspekte kann eine Abschätzung der Auswirkungen von produktionswirtschaftlichen Entscheidungen, zum Beispiel über das Produktionsprogramm, vorgenommen werden. Diese Kapazitätsentscheidungen werden funktionsübergreifend mit dem Finanz- und Investitions-Controlling abgestimmt, da sie die Gesamtfinanzlage des Unternehmens maßgeblich beeinflussen.
F&E sowie Produktion sind die Träger des Innovationspotenzials eines Unternehmens. Ohne Innovationen können Unternehmen nicht langfristig am Markt bestehen. Daher hat das Produktions-Controlling im Unternehmen einen hohen Stellenwert.
Welche Aufgabenschwerpunkte des Produktionscontrollings gibt es?
Der Produktions-Controller muss die wesentlichen Auswirkungen auf das Erfolgsziel der Unternehmung direkt im Produktionsbereich erfassen. Bei negativer Ausprägung leitet er umgehend und direkt bereichsbezogene Gegensteuerungsmaßnahmen ein.
Teilaufgaben sind die Berechnung von Betriebsunterbrechungskosten, Unterbinden von Ausschussproduktion, Planung der Kapazitätsentwicklung und –auslastungen, Maßnahmenkatalogerstellung zur Produktivitätssteigerung. Die Zielgrößen des Produktionscontrollings im Hinblick auf die Unternehmensziele sind Produktionsmenge, Zeit, Produktivität, Qualität und Kosten.
Welche Zielgröße für die Kostenreduzierung gibt es?
Wenn man als Beispiel der Zielgrößen im Produktionscontrolling die Kostenreduzierung betrachtet, so kann hier eine weitere Aufspaltung der Unterziele in Rationalisierung (beispielsweise von Mitarbeitern), Verringerung der Fertigungstiefe, Standardisierung von Erzeugnissen und zahlreichen weiteren Punkten vorgenommen werden.
Zentrale Aufgabe des Produktionscontrollings ist die permanente Überwachung der Wirtschaftlichkeit des Produktions-Bereiches. Ansatzpunkte finden sich in den Auswirkungen, die vom Produktionsleiter getroffene Entscheidungen auf der Kostenseite auslösen. Hierzu gehören Auswirkungen hinsichtlich der Art der Maschinenbelegung, Losgrößenfestlegung, Verarbeitungsreihenfolge und Arbeitsverteilung.
Welche Teilfelder hat das Produktionscontrolling?
Die Teilfelder des Produktionscontrollings werden folgendermaßen eingeteilt:
Was ist die Informationsversorgung?
Um eine gute Versorgung mit Informationen zu gewährleisten, sollte ein Informations-versorgungssystem aufgebaut werden. Dabei ist die Aufbereitung der Informationen an den Nutzer anzupassen. Hierdurch vermeidet man die Weitergabe unnötiger Informationen.
Die Informationsversorgung teilt sich auf in die Beschaffung und Aufbereitung von Daten, die Erstellung von Berichten und die Übermittlung dieser.
Verwendet werden dafür Datenbanksysteme, Kosten- und Erlösrechnungssysteme, Kennzahlen-systeme und Kosten- und Leistungsberichte.
Was versteht man unter Planung und Kontrolle?
In diesem Teilfeld werden Produktionsteilpläne aufgestellt sowie koordiniert und kontrolliert, außerdem erfolgt die Ausarbeitung von Abweichungsanalysen. Man unterscheidet drei verschiedene Planungsformen:
Was ist die strategische Planung?
Die strategische Planung bereitet Entscheidungen über die einzusetzenden Technologien vor. Dies geschieht mittels Szenarien, Portfolios und Simulationsmodellen.
Auch das strategische Produktionscontrolling ist ein Teil der strategischen Planung:
„Das strategische Produktionscontrolling unterstützt die strategische Planung mit der Bereitstellung von Informationen, die sich auf die kostenmäßigen Auswirkungen neuer Technologien und Investitionen im Produktionsbereich beziehen.“
Die strategische Planung legt auch die strategische Stoßrichtung unter Nutzung eines Technologie-Portfolios fest.
Was ist die Definition der strategischen Stoßrichtung?
„Sie kann mit Hilfe eines Technologie-Portfolios erfolgen, dessen eine Hauptachse die vom Unternehmen weitgehend unbeeinflussbare Umweltsituation im Technologiebereich (…), also die „Technologieattraktivität“ sein wird. Die andere Hauptachse ist die „Ressourcenstärke“ des Unternehmens, worunter die Fähigkeit zur Entwicklung und Anwendung von Technologien (…) zu verstehen ist.“
Am Beispiel des Anlagen- und Maschinenbaus hier einige Arten von Fertigungstechnologien:
Was sind handbediente Maschinen?
Die Arbeitsleistung erfolgt hauptsächlich von Hand unter Zuhilfenahme von Werkzeugen und Maschinen.
Was ist die NC-Steuerung (Numerical Control)?
Die Maschinensteuerung erfolgt durch einen Prozessor gemäß den über Datenträger vorgegebenen Programm-Daten.
Was ist eine flexible Fertigungszelle?
Es handelt sich um eine automatisierte Bearbeitungsstation für die Bereitstellung und den Wechsel von Werkzeugen und Werkstücken. Die Bearbeitung ist in beliebiger Reihenfolge möglich.
Was ist ein flexibles Fertigungssystem?
Beim flexiblen Fertigungssystem erfolgt eine Verknüpfung mehrerer Fertigungszellen, so dass sie von unterschiedlichen Werkstücken beliebig durchlaufen werden können. Die Zellenrechner werden über einen Leitrechner gesteuert.
Was ist eine flexible Fertigungslinie?
Bei der flexiblen Fertigungslinie werden mehrere automatisierte Bearbeitungsstationen nach dem Flussprinzip derart zusammengefasst, dass eine gleichzeitige oder aufeinander folgende Bearbeitung unterschiedlicher Werkstücke erfolgen kann. Diese durchlaufen das System in einer vorher festgelegten Reihenfolge. Um Taktzeitunterschiede oder Störungen auszugleichen, können Puffer zwischen den Stationen eingerichtet werden.
Was ist eine herkömmliche Fertigungslinie
„Die für die Bearbeitung der Werkstücke notwendigen Stationen sind in Reihenfolge des Arbeitsablaufes angeordnet. Ist der Fertigungsprozess zeitlich gebunden, spricht man von Fließfertigung.“
Die Produktionskapazität einer Betrachtungseinheit (z.B. Maschine) wird durch folgende Größen bestimmt:
Was ist der Produktionsquerschnitt?
Er ist das zu einem bestimmten Zeitpunkt existierende Durchlassvermögen, das sowohl durch die sachlichen und personellen Kräfte und die Art ihres Zusammenwirkens als auch durch die Art der zu erstellenden Leistung bestimmt wird.
Was ist die Produktionsdauer?
„(Die Produktionsdauer) legt die maximal mögliche Nutzungszeit des Produktionsquerschnitts fest.“
Was ist die Produktionsgeschwindigkeit?
Die Produktionsgeschwindigkeit bestimmt die maximale Beanspruchung des Produktionsquerschnitts im Laufe seiner Nutzungszeit.
Sind Produktionsdauer und -geschwindigkeit konstante Größen, kann man die Produktionskapazität durch Investitionen und Desinvestitionen erhalten, vergrößern oder reduzieren.
Was ist die taktische Planung?
Hauptaufgaben der taktischen Produktionsplanung sind die Planung der Fertigungs- und Anlagenstruktur sowie daraus resultierende Investitionsentscheidungen. Mit der Fertigungsstruktur erfolgt im Regelfall auch die Festlegung des Fertigungsprozesses. Das ergibt sich daraus, dass bestimmte Fertigungsstrukturen nur durch bestimmte Fertigungsprozesse wahrgenommen werden können. Die Investitionsrechnung gilt als Hauptinstrument der taktischen Planung.
Was ist die operative Planung?
Durch Jung wird das operative Produktionscontrolling folgendermaßen definiert:
„Das operative Produktionscontrolling beschäftigt sich mit der laufenden Überwachung der Wirtschaftlichkeit des Produktionsbereichs. Ungewollte Kostenentwicklungen können mit Abweichungsanalysen rechtzeitig aufgedeckt werden.“
Abweichungen lassen sich aus der Differenz zwischen vorgegebenen (Plan / Soll) und den real angefallenen Kosten (Ist) ermitteln. Durch den Erhalt der Vergangenheitsdaten kann direkt auf den betrieblichen Leistungsprozess eingewirkt werden. Die Daten werden aber ebenfalls genutzt, um die ursprüngliche Kostenplanung für die Zukunft anzupassen.
Wie findet das Zusammenwirken von unterschiedlichen Führungsbereichen statt?
Im letzten Teilfeld des Produktionscontrollings erfolgt unter anderem die Koordination verschiedener Geschäftsbereiche, Produktion und Einkauf. Koordiniert werden hierbei Material- und Informationsflüsse. Zudem erfolgen organisatorische Abstimmungen sowie die Entwicklung von Anreizsystemen.
Welche Instrumente hat das Produktionscontrolling?
Das Produktionscontrolling stellt Daten bereit, die über die von der Betriebsabrechnung erfassten Daten hinausgehen. Daraus werden Kennzahlen gebildet, aus denen sich die Abläufe und Entwicklungen im Produktionsbereich gezielt ablesen lassen. Das Produktionscontrolling „lebt“ somit schwerpunktmäßig von Kennzahlen.
Informationsinstrumente sind unter anderem Kennzahlensysteme sowie Kosten- und Leistungsberichte.
Als typische Größen der Kennzahlenbildung gelten Arbeitsvorrat (Anzahl der Aufträge) an den einzelnen Arbeitsplätzen, Durchlaufzeiten der Gesamt- und Einzelaufträge, Störungen, Rüstzeiten und -häufigkeit, nach Aufträgen gesplitteter Terminverzug, Lagerumschlagshäufigkeit, Losgrößen, Auslastungsgrad und weitere Werte. In Kombination mit anderen (vor allem Zeitwerten) werden Kennzahlen gebildet.
Kennzahlen im Produktionscontrolling dienen zur Diagnose des Zustandes der Produktion und sind ein Hilfsmittel zur Entscheidung über Maßnahmen zur Zielerreichung. Mit den entsprechenden Kennzahlen kann außerdem der Grad der Zielerreichung festgestellt werden. Als Nebeneffekt werden ausgewählte Kennzahlen zur Information und Motivation von Mitarbeitern eingesetzt. Die ermittelten Kennzahlen dienen zudem dem Vergleich mit Kennzahlen anderer Organisationseinheiten, so dass damit internes und externes Benchmarking betrieben werden kann.
Grundsätzlich sollen Kennzahlen im Produktionscontrolling Hinweise auf Eigenheiten liefern, die die Zielerreichung behindern. Daran sollen sich die erforderlichen Kennzahlen orientieren. Lediglich Mitarbeiter der betroffenen Organisationseinheit sind dazu in der Lage, gestaltend einzugreifen, weshalb die Kennzahlen an die Anforderungen der betroffenen Organisationseinheit angepasst sein und von diesen definiert und ausgewertet werden müssen. Übergeordnete Organisationseinheiten benötigen oftmals andere Kennzahlen.
Die perspektivische Betrachtung über Kennzahlen kann sich auf interne Sachverhalte beziehen. Intern sind diese deshalb, weil keine direkte Außenwirkung besteht, beispielsweise Produktivität oder Ablaufstruktur. Bei Sachverhalten mit gemischten Auswirkungen verhält es sich so, dass diese sowohl interne wie auch direkte Außenwirkungen haben, beispielsweise Produktqualität (Mängel verursachen Nachbesserungskosten im Betrieb, oder interne und externe Reklamationen). Letztlich gibt es auch noch Sachverhalte, die im ersten Step ausschließlich externe Auswirkungen haben. Dies sind zum Beispiel Reklamationen an bereits ausgelieferten Produkten.
Instrumente des Produktionscontrollings umfassen zudem Informationssysteme mit ihren erforderlichen Datenerfassungsmethoden und Analysewerkzeuge, mit denen Daten ausgewertet werden können, um weitere Kennzahlen zu bilden. Ebenfalls abgeleitet werden tabellarische wie auch grafische Darstellungen zur Mitarbeiterinformation. Weiterhin zählen Kommunikationssysteme zur Verbreitung der Daten und zum Informationsaustausch zum erweiterten Instrumentarium.
Die Auswertungen des Produktionscontrollings können sowohl die aktuelle Situation behandeln – hier wird beispielsweise festgestellt, wie die Situation bei einem bestimmten Ereignis war – es können aber auch kurz-, mittel- oder langfristige Zeitreihen dargestellt werden, um Entwicklungen zu überprüfen. Die in die Zukunft gerichteten Zeitreihen dienen dazu, Auswirkungen von Maßnahmen festzustellen und geben Hinweise auf Trends, um diesen entgegensteuern oder unterstützend tätig werden zu können.
Umfassendes Produktionscontrolling bedeutet also, Kennzahlen und Werkzeuge effektiv zu nutzen sowie Kennzahlen fortlaufend darzustellen und auszuwerten, um die Einhaltung der Produktionsziele zu überprüfen und Maßnahmen einzuleiten, die die Zielerreichung unterstützen.
Als Planungs- und Kontrollinstrumente werden hierzu Instrumentarien wie das Technologieportfolio, Investitionsrechnung, Prozesskostenrechnung und Plankostenrechnung eingesetzt.
Welche Notwendigkeit hat das Produktionscontrolling?
Um die Wirtschaftlichkeit des Produktionsprozesses zu gewährleisten, ist ein leistungsfähiges Produktionscontrolling zwingend notwendig, da bei Abweichungen frühzeitig in den Prozess eingegriffen werden kann und muss.
Um ein effizientes Produktionscontrolling aufbauen zu können, muss eine Klärung erfolgen, welche Ziele sich vorrangig aus der Unternehmensstrategie ableiten und welche Charakteristika das Unternehmen auszeichnen.
Zur Steuerung des Produktionsbereichs stehen dem Produktionscontrolling zahlreiche Instrumente zur Verfügung. Das Instrument, das im Produktionscontrolling am häufigsten Anwendung findet, umfasst die Kennzahlen und Kennzahlensysteme.
Das Kennzahlensystem im Produktionscontrolling ist die Abbildung der unternehmensspezifischen Charakteristika in der Produktion. Grundlegende Aspekte der Kennzahlensystematik gelten auch hier. Für jede Kennzahl gibt es einen eindeutigen Verantwortungsbereich und dieser muss im Verantwortungsbereich mess- und beeinflussbar sein.
Das Kennzahlensystem kann im Produktionscontrolling nur dann optimal genutzt werden und damit zur Erreichung der Unternehmensziele beitragen, wenn der betriebswirtschaftliche Aspekt sinnvoll mit den Belangen der Produktion korrespondiert. Daher ist festzulegen, auf welcher Ebene des Systems der Kostenbezug eingebracht wird.
Ein weiterer Maßstab für wirksames Produktionscontrolling ist der Aufwand, mit dem es betrieben wird. Um effizient zu arbeiten, muss eine Beschränkung auf die wesentlichen Werte – die Key Performance Indicators (KPIs) – erfolgen.
Unternehmen bewerten über die Kennzahlen den Wirkungsgrad der Produktion. Nur durch konsistenten Aufbau der KPIs kann ein Produktionscontrolling implementiert werden, das dieser Aufgabe hinreichend gerecht wird. Um frühzeitig optimierend eingreifen zu können, ist zudem die zeitnahe Kennzahlenermittlung obligatorisch.
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