Was sind die Grundlagen von Informationssystemen?

Zuletzt aktualisiert: 15.02.2024

Aus (Mertens, 2007): Nach einer gängigen Klassifikation werden betriebliche Anwendungssysteme in Administrations-, Dispositions-, Kontroll- und Planungssysteme eingeteilt. Administrations- und Dispositionssysteme werden auch als Operationssysteme oder als operative Systeme bezeichnet.

Administrationssysteme haben die Aufgabe, die Massendatenverarbeitung zu rationalisieren und Routineaufgaben zu bewältigen. Dispositionssysteme sollen menschliche Entscheidungen vorbereiten und einfache Entscheidungen automatisch durchführen. Beispiele hierzu sind:

  • Das Finanzwesen mit Debitoren-, Kreditoren- und Sachbuchhaltung
  • Das Rechnungswesen mit Kostenarten-, Kostenstellenrechnung, Kostenträgerrechnung, Vorkalkulation und Betriebsergebnisrechnung
  • Materialwirtschaft und Logistik mit Lagerbestandsführung, Materialbewertung, Inventur, Bedarfsermittlung, Bestelldisposition, Bestellüberwachung und Wareneingangsprüfung
    Der Produktionsbereich mit der Produktionsplanung und –steuerung (PPS), die sich in Auftragssteuerung, Primärbedarfsplanung, Bedarfsplanung, Zeit- und Kapazitätsplanung, Kapazitätsabgleich, Auftragsfreigabe, Fertigungssteuerung  und Betriebsdatenerfassung/Maschinendatenerfassung aufgliedert
  • Der technische Bereich mit Computer Aided Design (CAD), Computer Aided Engineering (CAE), Computer Aided Planning (CAP), Computer Aided Manufacturing (CAM), Systeme der Fertigungsautomatisierung, CAQ (Computer Aided Quality assurance) und der Instandhaltung
  • Marketing und Vertrieb mit Verkaufsstatistik, artikelgenauer Umsatzverfolgung, Außendienst- und Vertriebssteuerung, Kundendienstinformation, Auswertungssystem und anonymen Marktanalysen
  • Warenwirtschaft mit Bestellungs- und Auftragsrückstandsverwaltung, Wareneingang und Logistik, Rechnungskontrolle, Bestandsführung, Erfassung der Verkäufe und Auswertungsprogrammen
    Personalinformationssysteme mit Personallokation, Personalentwicklung, Personalbetreuung, Personalentlohnung und Personalverwaltung
  • Branchensoftware, z.B. für Versicherungen, Banken oder Reiseunternehmen etc.

Sogenannte ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) kombinieren eine Vielzahl an zusammengehörigen Funktionalitäten in einer Anwendungssoftware wie beispielsweise das Finanz- und Rechnungswesen, die Materialwirtschaft und die Warenwirtschaft.

Planungssysteme unterstützen Planungsentscheidungen, insbesondere bei schlecht strukturierten Problemen und Kontrollsysteme dienen der Überwachung der Einhaltung von Plänen. 

Systeme dieses Bereichs sind

  • Berichtssysteme (berichten ausschließlich Ausnahmen)
  • Expertisesysteme (generieren aus elementaren Daten Berichte in verbaler Form zu besonderen Entwicklungen)
  • Abfrage- und Auskunftssysteme mit Standardabfragen oder freien Abfragen
  • Dialogsysteme mit und ohne Entscheidungsmodell oder mit funktionalen Entscheidungsmodellen (Entscheidungsunterstützungssysteme) bzw. Unternehmensgesamtmodell
    Verhandlungsinformationssysteme (Group-Decision-Support-Systeme)
  • Top-Management-Informationssysteme

Die einzelnen genannten Anwendungssysteme können jeweils der strategischen, taktischen oder operativen Führungsebene der Aufbauorganisation eines Unternehmens zugeordnet werden. Je höher ein Anwendungssystem in der sogenannten Informationspyramide angeordnet ist, desto höher ist auch die Führungsebene, in der es eingesetzt wird.

Informationspyramide
Informationspyramide

Auf der strategischen Ebene werden langfristige, ressourcenbindende und schwer umkehrbare – eben strategische – Entscheidungen getroffen. Diese Entscheidungen müssen dann von Führungskräften auf taktischer Ebene (meist sind dies Abteilungen) mittel- bis kurzfristig umgesetzt werden. Die Mitarbeiter im operativen Betrieb sind für die kurzfristige Realisierung von Aufgaben zuständig.

Neben dieser Einteilung haben sich auch weitere Anwendungssysteme etabliert, die sich nicht unmittelbar in die an Managementebenen und Funktionsbereichen orientierte Informationspyramide einordnen lassen. Dazu gehören beispielsweise Büro- bzw. Arbeitsplatzsysteme  oder wissensbasierte Systeme in der Kategorie „Querschnittssysteme“:

Einteilung betrieblicher Anwendungssysteme nach dem Verwendungszweck

Einteilung betrieblicher Anwendungssysteme nach dem Verwendungszweck

Gelegentlich werden auch noch Analysesysteme unterschieden. Dies sind Anwendungen, die Daten aus operativen Systemen beziehen, verdichten und auswerten, wobei auch externe Quellen einbezogen werden können. Systeme diese Klasse sind Data Warehouses oder Business Intelligence-Lösungen (siehe auch 2.3 Bedeutung der Informationssysteme für die Unternehmensstrategie und -führung).

Anwendungssysteme und Informationssysteme

Nach (Bizer, WS 2007/2008): Als Anwendungssystem wird ein System bezeichnet, das alle Software beinhaltet, die für ein bestimmtes betriebliches Aufgabengebiet entwickelt wurde, inklusive der Technik (IT-Infrastruktur), auf der das Anwendungssystem läuft und der Daten, die vom Anwendungssystem genutzt werden.

Struktur eines Anwendungssystems

Struktur eines Anwendungssystems

Grundfunktionen eines Anwendungssystems umfassen die Eingabe, die Verarbeitung/Klassifizierung/Strukturierung und Berechnung sowie die Ausgabe von Daten. Anwendungssysteme sind technische Systeme.

Als Informationssysteme werden Systeme bezeichnet, die für die Zwecke eines bestimmten Unternehmens geschaffen bzw. in diesem Betrieb eingesetzt werden. Ein Informationssystem enthält die dafür notwendige Anwendungssoftware und Daten und ist in die Organisations-, Personal- und Technikstrukturen des Unternehmens eingebettet.

Struktur eines Anwendungssystems
Struktur eines Anwendungssystems

Informationssysteme sind somit sozio-technische Systeme innerhalb eines bestimmten Unternehmens. Ziele des Einsatzes von Informationssystemen sind

  • Unterstützung der Planung, Steuerung und Kontrolle
  • Beschleunigung von Geschäftsprozessen
  • Verbesserung von Qualität und Service
  • Ermöglichung neuer Organisationsformen
    • flachere Hierarchien
    • virtuelle Unternehmen
  • Rationalisierung = Kosteneinsparungen
  • Strategische Wettbewerbsvorteile

Der Einsatz von Informationssystemen wächst kontinuierlich:

Wachstum und Entwicklung des Einsatzes von Informationssystemen
Wachstum und Entwicklung des Einsatzes von Informationssystemen
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