Was beinhaltet die Norm QS 9000 30?
Im Jahre 1988 wurde durch die Automobilfirmen Chrysler, Ford und General Motors eine „Supplier Quality Requirements Task Force (SQRTF) – Arbeitsgruppe für Lieferantenqualitätsforderungen“ ins Leben gerufen, die die unterschiedlichen Referenzhandbücher, Berichtsformulare und technischen Bezeichnungen dieser Unternehmen einander angleichen sollte. Ermuntert durch den Erfolg der dadurch auf fünf reduzierten und standardisierten Referenzhandbücher wurde im Dezember 1992 die Task Force beauftragt, die QM-Handbücher für Lieferanten und die Bewertungswerkzeuge zu vereinheitlichen.
Die Gründe dafür lagen auf der Hand: Verschiedene Auditierungsweisen, unterschiedliche Forderungen an die Dokumentation, keine einheitlichen länder-, industrie- und firmenübergreifenden Regeln und unterschiedliche Begriffsverwendungen machten den Lieferanten das Leben schwer.
Bis zur Einführung der QS 9000 musste ein Zulieferant der US-amerikanischen Automobilhersteller jeweils die folgenden Forderungskataloge erfüllen:
„Supplier Quality Assurance Manual“ für Chrysler,
„Quality System Standard Q-101“ für Ford,
„Targets for Excellence“ für General Motors Nordamerika und „General Quality Standard for Purchased Materials“ für General Motors Europa.
Das Ergebnis ist die im August 1994 erstmals veröffentlichte Richtlinie „QS-9000 – Quality System Requirements – Qualitätsmanagement-System-Forderungen“, welche die bisherigen Forderungskataloge ersetzt. Ein Lieferant für Chrysler, Ford und General Motors muss nun nur noch diese Richtlinie erfüllen. Sie enthält spezifische Forderungen und Empfehlungen für die Entwicklung eines Qualitätsmanagement-Systems nach den Vorstellungen der drei US-amerikanischen Automobilhersteller und der Nutzfahrzeughersteller Freightliner, Mack Trucks, Navistar, PACCAR und Volvo GM, die sich an der Entwicklung der Richtlinie beteiligt haben.
Das Ziel der QS-9000 ist es, Qualitätsmanagement-Systeme zu entwickeln, die kontinuierliche Verbesserung sicherzustellen, Fehlervermeidung zu fördern und Zuverlässigkeit sowie Prozessfähigkeit in der Wertschöpfungskette zu stärken.
Die zweite Auflage vom Februar 1995 weist Änderungen auf, die aufgrund von Empfehlungen der europäischen Tochtergesellschaften berücksichtigt wurden, um die Einführung in Europa zu erleichtern. Die Forderungen der drei Automobilhersteller können auf der Basis eines einzigen Audits und einer einzigen Zertifizierung nach QS-9000 durch eine akkreditierte Zertifizierungsgesellschaft erfüllt werden.
Die Änderungen der dritten Auflage, herausgegeben am 15. April 1998, betreffen vor allem die formale Gestaltung der QS-9000. Die branchenspezifischen Forderungen (ehemals Abschnitt II der QS-9000) werden mit den ISO 9001-basierten Forderungen kombiniert. Alle Forderungen der QS-9000 sind in dem Qualitätsmanagement-System des Lieferanten zu berücksichtigen und in dem Lieferanten-Qualitätsmanagement-Handbuch zu beschreiben. Aus diesem Grund dient die QS-9000 als Basis für die Erstellung eines Qualitätsmanagement-Handbuches.
Die QS 9000 stellt keine eigene Normenreihe dar, sondern ist vielmehr eine Vorgabe der US-amerikanischen Automobilindustrie, die auf einer individuellen Vertragsgestaltung zwischen Kunde und Lieferant beruht.
Sie ist eine vertragliche Forderung für alle internen und externen Lieferanten von
- Produktionsmaterialien,
- Produktions- und Ersatzteilen oder
- Wärmebehandlung, Lackierung, Beschichtung oder anderen Oberflächenbehandlungen,
die direkt an Unternehmen liefern, die die QS-9000 zur Grundlage für die Forderungen an ein QM-System erhoben haben.
Für Lieferanten von Werkzeugen und Ausrüstungen wurde im August 1996 die freiwillige „QS-9000: TE-Supplement – QS-9000: Werkzeug- und Ausrüstungsergänzung“ veröffentlicht. Für diese wird keine Zertifizierung gefordert. Eine Zertifizierung von Unterlieferanten nach QS-9000 wird im Augenblick weder von Chrysler, Ford noch General Motors gefordert. Für die direkten Zulieferanten (Produktions- und Kundendienstteile-Lieferanten) legten die Automobilfirmen Termine fest, bis zu denen ein Zertifikat vorgewiesen werden musste:
- Chrysler bis zum 31. Juli 1997
- General Motors bis zum 31. Dezember 1997
- Ford behält sich eigene Systemaudits vor – individuelle Gestaltung
Nach QS-9000 sollen Zulieferer interne Audits bereits seit Februar 1995 durchführen. Die US-amerikanischen Automobilhersteller sind damit einverstanden, dass an der QS-9000 interessierte Unternehmen, die jedoch nicht zu ihren Zulieferern gehören, diese auch anwenden können.
Wie ist der Aufbau der QS 9000?
QS-9000 ist sowohl die Bezeichnung für die gesamte Richtlinie, die sich aus insgesamt sieben Dokumenten zusammensetzt, als auch der Titel für das Handbuch „QM-System-Forderungen“. Dieses Handbuch besteht aus zwei Abschnitten und acht Anhängen A bis H und ist die Grundlage für die Qualitätsmanagement-Systeme nach QS-9000.
Was beinhalten die Abschnitte I und II?
Abschnitt I enthält DIN EN ISO 9001-basierte Forderungen. Diese sind in 20 Elemente unterteilt, deren Titel aus der DIN EN ISO 9001 (Ausgabe 8/94) übernommen wurden. Die Forderungen der Norm sind vollständig und wörtlich übernommen und wurden um zusätzliche Forderungen ergänzt, welche zum Teil aus der Norm DIN EN ISO 9004 (Ausgabe 8/94) und aus den ehemals branchenspezifischen Forderungen (QS-9000 2. Auflage) stammen. Die ergänzenden Forderungen sind in der Übersicht jedes einzelnen Elementes durch Fettdruck hervorgehoben.
Abschnitt II enthält kundenspezifische Forderungen, die durch die Richtlinie nicht vereinheitlicht werden konnten.
Anhänge
Die Anhänge sollten nicht übersehen werden, da sie weitere wichtige Informationen enthalten. Anhang A enthält eine Beschreibung des Zertifizierungsprozesses. Anhang B beschreibt die Vorgehensweise für Zertifizierer. Anhang C erläutert die besonderen Merkmale und Symbole der US-amerikanischen Automobilfirmen. In Anhang E finden sich Abkürzungen und ihre Bedeutung. Die Änderungen der dritten Auflage sind übersichtlich in Anhang F dargestellt. Anhang G ist für Akkreditierungsorgane und deren Anerkennung durch die Big Three. Es enthält auch Anforderungen an Zertifizierer und Auditoren. Mit Hilfe von Anhang H lässt sich der Zeitbedarf für ein Zertifizierungsaudit planen.
Dokumente der QS-9000
Was beinhalten die Referenzhandbücher?
Ergänzt wird die Richtlinie durch fünf Referenzhandbücher:
- Production Part Approval Process (PPAP)-Produktionsteil-Abnahmeverfahren
- Advanced Product Quality Planning (APQP) -Produktqualitätsvorausplanung
- Failure Mode and Effect Analysis (FMEA) – Fehlermöglichkeits- und Einflußanalyse
- Measurement System Analysis (MSA) – Messmittelfähigkeits-Analyse
- Statistical Process Control (SPC) – Statistische Prozeßregelung
- Der Lieferant ist verpflichtet, die beiden erstgenannten Referenzhandbücher anzuwenden.
Was beinhalte der Fragenkatalog?
Zusätzlich enthält ein sechstes Handbuch den Fragenkatalog „Quality System Assessment (QSA) – Bewertung von Qualitätsmanagement-Systemen“, eine Anweisung zur Durchführung von Qualitätsmanagement-System-Audits einschließlich der Liste der Fragen und der Beschreibung des Bewertungssystems. Dieser Fragenkatalog kann Grundlage für interne Audits, für Lieferantenaudits und Zertifizierungsaudits sein. Es sind immer Verfahren und Ergebnisse zu auditieren, damit Rückschlüsse auf die Wirksamkeit des Systems möglich sind.
Was beinhaltet das Arbeitsbuch?
Mit der dritten Auflage wurde ein Arbeitsbuch herausgegeben, das die Änderungen der dritten zur zweiten Auflage in einfacher und übersichtlicher Form gegenüberstellt. Das Arbeitsbuch ist zweispaltig aufgebaut. Die linke Spalte beinhaltet den Text der zweiten Auflage, wobei die ungültig gewordenen Inhalte durchgestrichen sind. Die rechte Spalte zeigt den Text der dritten Auflage.
Wie sieht die „Offizielle Interpretationen“ aus?
Da mit der QS-9000 ein neues und somit erklärungsbedürftiges Gebiet betreten wurde, gründeten die „Big Three“ zusammen mit Akkreditierungs- und Zertifizierungsgesellschaften die „International Automotive Sector Group (IASG) – Internationale Vereinigung des Automobilsektors“. Diese Arbeitsgruppe gibt „Offizielle Interpretationen“ der QS-9000 heraus.
Diese Interpretationen enthalten u.a. aktuelle Änderungen sowie Antworten auf oft gestellte Fragen, die sich auf den Zertifizierungsvorgang an sich, aber auch auf die Auslegung der einzelnen Elemente der QS-9000 beziehen.
Da die Interpretationen eine bindende Erweiterung der QS-9000 darstellen, ist die Kenntnis für jeden QS-9000-Lieferanten und QS-9000-Zertifizierer Pflicht. Die wesentlichen „Offiziellen Interpretationen“ zur zweiten Auflage wurden in die dritte Auflage eingearbeitet. Die zu erwartenden „Offiziellen Interpretationen“ zur dritten Auflage werden mit ihrem Erscheinen bindend.