Was ist das methodische Vorgehen der Fallbearbeitung?

Ohne ein stringentes Regularium würde jeder Jurist schon bei einfachen Sachverhalten scheitern. Wir wollen zwischen zwei verschiedenen Regelungen unterscheiden.

Geschriebenes Recht zeichnet sich dadurch aus, dass ein entsprechendes Staatsorgan die Rechtsgrundlagen geschaffen hat und schriftlich fixiert hat. Wir sprechen in diesem Zusammenhang auch vom positiven Recht, aus welchem sich das Wort Gesetz ableiten lässt.

Ungeschriebenes Recht entsteht durch langjährige Übung, die wiederum aus einem allgemeinen Konsens heraus folgt. Hintergrund ist, dass dieses Gewohnheitsrecht sich über Jahre entwickelt hat und meist durch die Rechtsprechung entsprechende Bestätigung gefunden hat.

Als nächstes ist der Sachverhalt, mit dem man sich auseinandersetzen muss, etwas genauer zu betrachten. Dabei spielt keine Rolle, was tatsächlich passiert ist, es ist nur wesentlich, wovon sie ausgehen sollen. Konkret bedeutet dies, dass Sie einen gegebenen Sachverhalt nicht infrage stellen, sondern ihn so nehmen, wie er gegeben ist. Zwar wird das Gericht bemüht sein, streitige Sachverhalte aufzuklären und den juristischen Beweis zu erbringen, dass zumindest eine Partei richtige Aussagen getätigt hat. Dieser juristische Beweis basiert in erster Linie auf der Lebenserfahrung, woraus sich schließen lässt, dass es keinen plausiblen Grund gibt, an einer Behauptung zu zweifeln.

Sofern bei der Bearbeitung eines Falles Tatsachen fehlen, bestehen zwei alternative Möglichkeiten. Zunächst einmal ist es möglich, dass man die beiden widersprüchlichen Annahmen jeweils als eingetreten annimmt und dann zeigt, dass es für das Endergebnis unerheblich ist, welche der beiden Behauptungen tatsächlich der Wahrheit entspricht. Ist dies nicht möglich, so ist zu klären, wer die Folgen zu tragen hat, die sich aus der Unklarheit ergeben. Im strafrechtlichen Sinne wird im Zweifel für den Angeklagten entschieden, wenn nicht alle Tatsachen zu ermitteln sind.