EQR/EQF und ETCS – Was ist das?

EQR/EQF und ETCS - Was ist das?
ETCS und EQR/EQF kurz erläutert

EQR/EQF und ECTS – Welchen Aussagegehalt haben sie?

In den letzten Jahrzehnten ist die Mobilität von Beschäftigten und Studierenden innerhalb Europas enorm gestiegen. Das Ausmaß dieses Austauschs hätten wahrscheinlich nicht einmal die Visionäre der europäischen Einigung für möglich gehalten. Um die national unterschiedlichen Ausbildungssysteme vergleichbarer zu machen, wurden auf europäischer Ebene Einstufungssysteme entwickelt, die hier kurz vorgestellt werden.

European Credit Transfer and Accumulation System (ECTS)

Bereits 1989 wurde im Rahmen der beginnenden Erasmus-Förderung für Auslandssemester innerhalb Europas die Grundlage für einen Vergleichsrahmen geschaffen, der für Studierende heute selbstverständlich ist: Das European Credit Transfer and Accumulation System (ECTS), zu deutsch Europäisches System zur Übertragung und Akkumulierung von Studienleistungen. Dieses übersetzt die absolvierten Studienleistungen in ein europaweit vergleichbares Notensystem. Die Hochschule beurteilt dabei den erwartbaren Zeitaufwand für die Module des Studiums und vergibt für je 25-30 Stunden einen ECTS-Punkt samt Note. Wechseln die Studierenden den Studienort, können sie ihr Studium – theoretisch – nahtlos fortsetzen. In der Praxis ist die Anpassung der Studienordnungen aber leider noch nicht überall gleichermaßen fortgeschritten. Auch messen die Hochschulen den Zeitaufwand oft unterschiedlich.

European Qualifications Framework

Um auch für Qualifikationen der beruflichen Ausbildung und anderer Ausbildungsformen eine europaweite Orientierung zu ermöglichen, hat die Europäische Union 2008 mit der Einrichtung des European Qualifications Framework (EQF) begonnen, zu deutsch Europäischer Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (EQR). Die einzelnen Staaten ordnen hierfür die Niveaus ihres eigenen Ausbildungssystems den acht Stufen des EQR zu.

Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR)

In Deutschland haben hierfür Bundes- und Landesministerien, die Wirtschaftsverbände und die Gewerkschaften gemeinsam den Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) erarbeitet. Die acht Niveaus des DQR werden durch Qualifikationen in den Bereichen Fachkompetenz und persönliche Kompetenz definiert. So soll die sechste Stufe unter Anderem die Kompetenz der „Eigenverantwortlichen Steuerung von Prozessen“ umfassen. Diesem Niveau wurden sowohl der Abschluss Meister aus der beruflichen Qualifikation, als auch der Hochschulabschluss Bachelor zugeordnet. Nach und nach sollen alle Ausbildungen eingestuft werden. Wie schwer es ist, die bisher getrennten Bereiche allgemeiner, wissenschaftlicher und beruflicher Bildung zu vergleichen, zeigt der Umstand, dass die Einordnung des Abiturs bis 2017 vertagt wurde.

Fazit

Grundsätzlich liegt sowohl dem ECTS als auch dem EQR/DQR der selbe gute Gedanke zu Grunde: In der vielfältigen, europäischen Arbeits- und Ausbildungslandschaft Standards zu schaffen, an denen sich alle messen können. Ob sich diese Standards langfristig soweit etablieren, dass sie volle berufliche Flexibilität ohne „Übersetzungsverluste“ ermöglichen, wird sich erst zeigen. Die Bedeutung und Aussagekraft vor allem des DQR wird davon abhängen, ob Unternehmen ihn mehr und mehr für Einstellungsverfahren und Beurteilungen nutzen. Da der DQR aber niemandem eine Qualifikation nimmt, sondern nur die Orientierung erleichtern soll, können Beschäftige innerhalb Deutschlands diese Entwicklung in Ruhe abwarten und sich für zukünftige Beschäftigungen in Europa über Erleichterung freuen.

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